Wie die Urbanisierung rechte Parteien unter Druck setzt

Die AfD und das
Stadt-Land Gefälle

Rechte Parteien punkten meist auf dem Land. Linke stärker in den Großstadtregionen. Galt dies in der Vergangenheit noch als ein sich gegenseitig ausgleichendes Potential, sehen wir heute zunehmend die Mobilisierungsgrenzen der ländlichen Mobilisierung. Wir schauen auf die Hintergründe und klären die Frage, ob die AfD eine „Großstadtoffensive“ braucht.

Wahlentscheidungsfaktoren hängen nicht nur von rationalen Abwägungsprozessen und einer individuellen Kosten-Nutzenrechnung ab. Hinzu kommen psychografische, ökonomische, kulturelle, milieuspezifische, wertebasierte, soziologische und auch räumliche Erklärungsmuster, die den Prozess der Entscheidungsbildung vielfältig beeinflussen. Dies bietet der politikwissenschaftlichen Forschung umfassende Modellierungsmöglichkeiten und neue Erkenntnishorizonte, um die Motive zu Wahlentscheidungen und das Verhalten der Wähler nachzuvollziehen.

Während Parteipräferenzen, Werteeinstellungen und die eigene wirtschaftliche Lage eher individuelle Motive untersuchen, versucht die räumliche Perspektive elektorale Teil- und Gesamtmengen abzubilden, die in bestimmten geographischen Kontexten auftreten.

Wir wissen aus früheren Studien, Wahlergebnissen und Befragungen, dass die AfD in Regel in ländlichen und kleinstädtischen Regionen besser abschneidet als in den urbanen Großstadtzentren. Dafür gibt es Gründe, auf die wir auch später im Artikel noch eingehen.

Doch jede demoskopische Stärke für die AfD wird auch mit demographischen Fakten und Tendenzen konfrontiert, die das eigene Stärkenprofil begrenzen und neutralisieren könnte. Dazu gehören einerseits altersspezifische gesellschaftliche Entwicklungen, nach denen die Wahrscheinlichkeit für die AfD zu votieren in höheren Altersgruppen signifikant abnimmt, während der Anteil und die Relevanz der Ü60 Wahlberechtigten stetig steigt.

Im Westen steht die AfD langfristig auch vor dem Problem einer wachsenden ethnischen Bedeutung auf die Stimmen- und Machtverteilung. Hinzu kommt schließlich eine dritte Ebene, in der sowohl der kulturelle und politische als auch der demographische Zuwachs in urbanen Regionen von großen und mittleren Städten wächst, in denen die Partei gemeinhin schwächer abschneidet als auf dem Land.

Die ländliche Stärke zeigt sich bei der AfD als bundesweites Phänomen. Bei der letzten Bundestagswahl verzeichnete die Partei in ländlichen Regionen ein überdurchschnittliches Ergebnis von 12 %, während die Performance in den Städten nur bei 8 % lag.

Wo die AfD in den Arbeitermilieus im Osten weitgehend die Linke als frühere stärkste Repräsentationskraft abgelöst hat, ist sie in vielen ländlichen Regionen zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz für die CDU geworden, der sie auch in Sachsen und Thüringen zahlreiche Bundestagswahlkreise streitig gemacht hat. Dieses Phänomen zeigte sich auch schon bei dem ersten Wahlantritt in der Partei, im Jahr 2013. Unter den ersten 100 Gemeinden mit dem stärksten AfD Ergebnis hatte keine über 20.000 Einwohner.

Auch bei der Bundestagswahl 2017 und 2021 hat sich dieses Bild verfestigt und die dunkelblauen Punkte verteilen sich überwiegend in den ostdeutschen Peripherien mit negativem Wanderungssaldo, schlechter Infrastruktur, niedrigem Durchschnittseinkommen- und Vermögen und einer geringen Bevölkerungsdichte. In Westsachsen konnte die AfD bei der Bundestagswahl zwar auch in den meisten Gemeinden zur stärksten Kraft werden, aber die durchschnittlichen Ergebnisse bewegten sich etwas weiter unter den Ergebnissen im Osten Sachsens, der insbesondere durch seine deutlich dünnere Bevölkerungsdichte gekennzeichnet ist. Die dünne Besiedelung führt schlussendlich zu einem mangelhaften Angebot an öffentlicher Infrastruktur, was der Potenzierung der Abwanderung von jungen Menschen in die prosperierenden Großstadtregionen Vorschub leistet.

Dieser Trend muss nicht unmittelbar mit einem Verlust materieller oder wirtschaftlicher Lebensqualität auf dem Land verbunden sein, aber bestärkt sehr wohl Gefühle und emotionale Einstellungen des „Verlassen-Seins“ und politischen wie auch gesellschaftlichen Verdruss und einer grundsätzlichen Unzufriedenheit.

In einer Studie des „Progressiven Zentrums“ überwiegen bei ländlichen Bewohnern, in Kreisen mit starken AfD-Ergebnissen vordergründig die wahrgenommenen Defizite von Freizeitangeboten, sowie von Verkehrs- und Sozialinfrastruktur. Wenig überraschend wird in der Stadt häufig „Migration“ als Hauptproblem angegeben. Während sich im städtischen Bereich die Probleme mit der Migration sehr konkret und unmittelbar beobachten lassen, wird sie im ländlichen Bereich eher als potentielle Bedrohung wahrgenommen.

Auffällig ist jedoch, dass in der gleichen Studie bei der Frage individueller und sehr persönlicher Problemwahrnehmungen, die meisten Befragten aller Regionen angeben „keine Probleme“ zu haben. Das heißt, die individuelle Betroffenheit und eine allgemeine oder auch politische Problemwahrnehmung müssen nicht zwangsläufig deckungsgleich sein. Vielmehr sind es auch hier reale Abstiegssorgen, die sich aber ökonomisch und in unmittelbarer Betroffenheit noch nicht finalisiert haben. Ein Befund, der auch in vielen anderen Vergleichsfaktoren zu dem Verhalten und den Einstellungen der Wähler zum Vorschein kommt. Insbesondere in räumlichen Beobachtungskategorien zeigen sich hier die Schwierigkeiten einer präzisen Betrachtung, wenn individuelle Entscheidungsfaktoren und geographische Makrodimensionen getrennt voneinander betrachtet werden.

Somit kann der räumliche Beobachtungsansatz in der Wählerforschung immer auch nur als Orientierungsgröße und Wegmarke betrachtet werden. Es muss dabei auch erwähnt werden, dass sich die Lebensrealitäten des Land- und Stadtlebens in der heutigen Moderne nicht mehr allzu fundamental unterscheiden. Die meisten ländlichen Regionen sind bereits an urbane Infrastrukturen angebunden und leben in den gleichen Medienrealitäten wie städtische Menschen.

Es gibt kein klassisches Bauerntum und keine reine Agrarökonomie in ländlichen Regionen. Die sogenannten „Cleavage“ Konfliktstrukturen zwischen Land und Stadt verlieren zu Teilen auch an Bedeutung. Mit der Ausdifferenzierung des bundesdeutschen Parteiensystems durch Hinzutreten neuer Akteure, sind die Stadt-Land-Unterschiede zwar nicht aufgehoben, aber zumindest in ihrer sonst zugemessenen allgemeinen Relevanz deutlich gesunken. Wie eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung unter dem Titel „Ticken Städter anders? zeigt, sind weichen die Wählerpotentiale und Zustimmungswerte der Parteien nur unwesentlich von Stadt- und Landstrukturen ab.

Erst im Hinzutreten weiterer Faktoren, die die räumlichen Merkmale spezifizieren, bilden sich konkretere Wählerprofile in Stadt und Land für die Parteien heraus. So ist der Stadt-Land-Unterschied für die AfD im Osten deutlich ausgeprägter als im Westen. Im Vergleich zwischen Regionen über und unter 100.000 Einwohnern liegen die Abweichungen in Westdeutschland zwischen 2-3%. Im Osten sind es hingegen schon deutlichere Unterschiede zwischen den ostdeutschen Städten und den ländlichen Regionen von bis zu 9 % höheren Ergebnissen bei der Landbevölkerung.

Hier könnte die Hypothese aufgeworfen werden, dass die Bevölkerungsdichte und nicht die ländliche oder urbane Prägung einen deutlich höheren Stellenwert hat als nur der Großvergleich Stadt und Land. Beim Vergleich der grundsätzlichen Zustimmungsverteilung zwischen Land-Stadt-Großstadt zeigt sich bei der AfD dennoch eine leichte lineare Abnahme in Richtung der Großstädte. Zieht man hingegen die Parteipotenziale hinzu (Zweitwahlpräferenz der Befragten aus der Studie) zeigt sich in den Großstädten sogar ein leicht höheres Potential gegenüber ländlichen Gebieten und eine deutliche Abweichung im Vergleich zu den mittleren Städten.

In den Kategorien der wirtschaftlichen und allgemeinen Lebenszufriedenheit zeigen sich sowohl in Ost- und West mehr Optimisten und wirtschaftlich Zufriedene als in der Vergleichsgruppe der Pessimisten und Unzufriedenen. Das heißt, in den individuellen wirtschaftlichen Lebensverhältnissen sind Stadt- und Landbevölkerung weitgehend angeglichen.

Wie auch schon in der Debatte um die starke AfD-Mobilisierung innerhalb der Arbeitermilieus stellt sich gleichsam in der Stadt-Land-Differenz die Frage, ob die reinen ökonomisch-materiellen Faktoren weniger beeinflussen als milieuspezifische Einstellungsmuster und sozialmoralische Wertesysteme, die sich historisch als zwischenmenschliche Beziehungsgeflechte und politische Verhaltenssysteme weitervererbt haben. Wir wissen auch einerseits aus der Forschung, aber auch subjektiven Alltagseindrücken von patriotisch-engagierten Menschen, dass habituelle Einstellungen, ökonomische Interessenlagen nicht immer zwangsläufig auch mit der tatsächlichen Wahlentscheidung decken.

Traditionell haben sich im ländlichen Raum immer stets konservativere Milieus und Sozialstrukturen herausgebildet, die sich in Schützen- und Heimatvereinen und verwurzelten Gemeinschaftsinstitutionen widerspiegeln. Zugleich fällt es langfristig etablierten Parteien deutlicher leichter über verwurzelte und bürgernahe Parteistrukturen in ländlichen Räumen aufzubauen, die auch allgemeine moderne gesellschaftliche Transformationsprozesse überdauern können.

Die Stadt hingegen bleibt der Hort kreativer Selbstverwirklicher, Hedonisten und berufliche Performer, deren Wertekompass dementsprechend auch liberaler und linker ausgerichtet ist. Anhand der Parteipräferenzen und kontextlosen Betrachtungen zu den Stadt-Land-Verhältnissen sehen wir also in Deutschland nur ein minimales Schwergewicht für die AfD in Richtung Landstärke. Dies zeigen auch Studien des Thünen-Instituts zum Thema „Ländlichkeit und Wahlverhalten“. Demnach steigt mit zunehmendem Grad an Ländlichkeit bei der Bundestagswahl 2021 stets eine höhere Wahrscheinlichkeit für die AfD zu votieren. Während der Westen jedoch einer konstanten linearen Linie folgt, knickt bei einem besonders hohen Grad an Ländlichkeit die Kurve im Osten ab. Das heißt ab bestimmten Merkmalen der ländlichen Prägung und Bevölkerungsdichte stößt die AfD auch im Osten offensichtlich an ihre Mobilisierungsgrenzen.

Somit bleibt festzuhalten, dass hinzugefügte Variablen von geographischen Differenzierungen sowie sozioökonomischen und kulturellen Faktoren mit einem erhöhten Grad der Ländlichkeit auch das AfD Ergebnis steigern lässt.

Auch internationale Studien bestätigen das Bild von einer zunehmenden konservativeren und rechtsoffenen Prägung und Einstellungsmustern, umso weiter entfernt die Menschen von den Großstädten leben. Der Beitrag der Wissenschaftler der Universität St. Louis untersuchte anhand US-amerikanischer Wählerdaten, wie sich politische Einstellungsprofile und das Wahlverhalten mit zunehmender räumlicher Distanz zu Städten und Großstädten verändert. Im faktischen Zweiparteiensystem der USA lassen sich innerhalb solcher Parameter wesentlich stärkere Differenzen und Unterscheidungen identifizieren, die schließlich auch einen Ansatz zu einer tieferen Einstellungs- und Verhaltensanalyse bieten.

Auch zu den französischen Präsidentschaftswahlen und generellen Zweierkonstellationen im Mehrheitswahlrecht lassen sich deutlichere Unterscheidungen zwischen Stadt und Land beobachten. Die letzten Präsidentschaftswahlen in Frankreich und den USA haben schließlich zwei teils völlig unterschiedliche politische Welten herausstechen lassen und zugleich ein Dilemma offenbart, mit dem auch die AfD in den kommenden Jahren noch stärker zu kämpfen haben wird. Die einfache Grundregel lautet: „Fläche gewinnt keine Wahlen“. Die Landstärke rechtskonservativer Parteien mag zwar auf Schaukarten und Wahlatlanten beeindruckend aussehen, aber sie bildet nicht die tatsächlichen quantitativ-demografischen Verhältnisse zwischen Stadt- und Landbevölkerung ab. Bei den US-Präsidentschaftswahlen 2020 sehen wir einen großen roten Teppich mit einigen kleinen blauen Flicken, was zunächst rein visuell eine trumpistische und republikanische Dominanz widerspiegeln könnte. Allerdings sind die Flicken entscheidende dicht besiedelte Großstadträume, in denen Joe Biden sich am Ende auch den „popular vote“ Sieg sicherte. Die Urbanisierung wird zu einer politischen und demoskopischen Machtressource des linksliberalen Establishments.

Auch in Frankreich liegen die entscheidenden quantitativen Wählermengen in den Großstädten. Macron dominiert die Großräume Paris, Lyon und die Großstädte im Westen des Landes. Der Großraum Paris, in dem inzwischen mindestens jeder sechste Einwohner Frankreichs lebt, wurde sich im ersten Wahlgang zwischen Macron und dem linken Kandidaten Melénchon aufgeteilt. Die Wählergeographie in Frankreich bestätigt also auch die Vermutung der ausgereizten Potentiale Le Pens in den ländlichen Regionen. Die Stärke Macron in den Städten hat LePen am Ende möglicherweise auch den Weg in den Präsidentenpalast blockiert.

Auch ein detaillierter Blick nach Deutschland zeigt die geographischen Besonderheiten für die AfD. Den entscheidenden Unterschied machen jedoch nach wie vor die beiden Großräume Ost- und Westdeutschland aus. Doch wir sehen auch im Westen einige Schwerpunkte in vor den hauptsächlich dünn besiedelten Räumen Südostbayerns und dem Nordosten Baden-Württembergs. Vergleicht man insbesondere im Westen die ländlichen Regionen mit starken AfD Ergebnissen im Vergleich zum ersten Wahlantritt der AfD 2013 zu 2017 und 2022, so fällt auf, dass die AfD in diesen Regionen vordergründig den dominierenden CDU/CSU Hochburgen die Stimmen streitig macht. Im bayrischen Südosten konnte die CSU noch in den meisten Gemeinden über 50 % der Wählerstimmen einfahren. Nur vier Jahre später gelingt dies in keiner einzigen Gemeinde mehr in der Region. In Ostsachsen hat sich dieser Exodus der ländlichen CDU-Wählerschaft noch schneller vollzogen. Die Region rund um die Stadt Görlitz wird inzwischen vollends von der AfD eingenommen, wo 2013 die CDU noch stabile Ergebnisse zwischen 40 und 50% holte.

Auch die Bundestagswahl 2021 zeigt in den ländlichen Regionen eher moderate Verluste (mit Ausnahme von Bayern), aber dafür umso größere Gesamtverluste in den urbanen Ballungsräumen und Großstädten. Selbst größere Zuwächse in Thüringen und Sachsen können härtere Verluste in Berlin, Hamburg und der Ruhrpottregion nicht aufwiegen. Das sind die arithmetischen Realitäten von Bundestagswahlen und sie gelten natürlich auch analog für Landtagswahlen und ihren Stadt-Land-Verhältnissen. Auch in Sachsen sehen die AfD-Ergebnisse in Leipzig naturgemäß anders aus als in Görlitz. Nur hat die Stadt Leipzig eben doppelt so viele Wahlberechtigte wie Görlitz.

Schaut man in der Lupenperspektive auf die Großstädte selbst, so sich auch hier nochmals ein deutlicher Peripherie vs. Zentrum Gegensatz. Innerhalb der deutschen Großstädte ist die AfD vorrangig an den Stadträndern stark. Also einerseits dort, wo es durch Arbeits- und Verkehrsmobilität zu einem größeren Austausch zwischen Stadt und Land kommt und andererseits jene Stadtteile, die von Wohnsilos (Plattenbauten), einkommensschwächeren Gruppen, hoher Arbeitslosigkeit und hohem Migrantenanteil geprägt sind.

Braucht die AfD eine Großstadtoffensive?

Die Städte entwickeln sich immer stärker und immer schneller zu einer demoskopischen und demographischen Macht innerhalb der Partei- und Wahlsysteme. Schon die CDU entwickelte 2012 ein Konzept zur Großstadtoffensive. Seit der 2010 hielt die Partei in kaum noch einer deutschen Großstadt von über 500.000 Einwohnern das Bürgermeisteramt inne. Doch die Union möchte für die Großstadtmilieus keineswegs ein „konservativeres“ Angebot machen, sondern richtet sich stets immer nur nach zeitgeistigen Erfordernissen. Ihr Konzept baut nicht auf der Identifikation der eigenen Wählerkerngruppen, sondern die Bestimmung des Durchschnittswählers, dem dann ein beliebiges programmatisches Angebot gemacht wird. Insofern muss die CDU in den Großstädten nicht einen anderen kommunikativen Ton anschlagen, sondern kann direkt die Inhalte vertreten, die das linksliberale Milieu gerne hören möchte.

Neben dem demographischen Druck der Städte, der sich zunächst nur auf die Wählerverteilung auswirkt, kommt jedoch noch ein weiterer Punkt hinzu, der die metapolitischen Machtzentren betrifft. Die Großstädte sind die Ressourcenlager und Produktionsstätten der kulturellen, medialen, zivilgesellschaftlichen und intellektuellen Macht in diesem Land. Dort stehen die Universitäten, Theater, Medienhäuser, Funkstationen, Kinos und Unternehmenszentralen. In ihnen kulminiert die metapolitische Dominanz des linksliberalen Mainstreams und schafft ein soziogeographisches Klima, in dem metapolitische Macht wachsen und gedeihen kann.

Aus diesen Gründen müssen auch urbane Potentialräume für patriotische Parteien analysiert und identifiziert werden. Auch in den Städten sind rechtskonservative Milieustrukturen und ein oftmals politikentfremdetes und unzufriedenes Wählerspektrum vorhanden. Insbesondere das Beispiel Frankreich und dem Kandidaten Éric Zemmour hat gezeigt, dass in den Städten noch unentschlossene Potentiale liegen, die mit der richtigen Themenansprache von Migration und sozialen Spannungen auch ein Momentum rechter Mobilisierungsstärke schaffen könnte.

Und auch in Deutschland konnten konservative oder populistische Parteien mit klassischen rechten Themen wie der inneren Sicherheit (Schill-Partei in Hamburg) vereinzelte regionale Wahlerfolge erzielen. Auch wenn die politische Arbeit für patriotische Akteure innerhalb der Städte von mehr Handicaps geprägt ist als auf dem Land, so steht außer Frage, dass dem Druck der demoskopischen Realität hier keineswegs nachgegeben werden darf. Vor allem aufgrund der metapolitischen und symbolischen Bedeutung der Städte. Die AfD braucht also auch hier wirksame urbane Communitystrukturen, gegenkulturelle Angebote, Anlaufstellen, effiziente Parteistrukturen und ein professionelles Kampagnenmanagement. Die in rechten und konservativen Kreisen beliebte Romantisierung der Landbesiedelung und Flucht aus der Stadt, könnte sich langfristig als eine strategische Sackgasse erweisen.

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